Und plötzlich bin ich rechtsradikal – dabei hat sich meine Einstellung nicht geändert
Wie das Nazi-Framing die Gesellschaft zerstört
Ich möchte diesen Artikel mit einer kurzen Geschichte beginnen: Ich war etwa 20 Jahre alt und saß in meiner Heimatstadt in einem Lokal, das von türkischen Freunden betrieben wurde. Es war bei uns die einzige Location, die 24 Stunden geöffnet hatte. Plötzlich kamen bekannte Rechtsradikale in die Kneipe. Ich war wütend und wollte sie „hinausbegleiten“, da ich nicht verstehen konnte, dass sie dorthin kamen, obwohl die Kneipe von Ausländern betrieben wurde, nur weil alles andere bereits geschlossen hatte. Ich fand das heuchlerisch und reagierte entsprechend. Meine Freunde beruhigten mich.
Ich kann keinem Menschen verbieten, links- oder rechtsradikal zu sein. Und, solange diese keine Straftaten planen oder begehen, dürfen sie das sogar ganz offiziell. In einer Demokratie wird nämlich keinem eine Gesinnung vorgeschrieben oder gar eine bestimmte Einstellung verboten. Das führt dazu, dass jeder Demokrat eben auch Rechts- oder Linksextremisten hinnehmen muss. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass man diese Menschen mögen muss.
Ich finde vor allem wichtig, dass jeder seinen Prinzipien treu bleibt. Das bedeutet in diesem Fall, dass Rechtsextremisten nur deutsche Produkte konsumieren und nutzen dürfen: Sie essen keinen Döner oder asiatisch, sie fahren keinen Toyota und sie rauchen keine Marlboro. Linksextremisten wählen nicht, nehmen mindestens 10 Flüchtlinge bei sich auf und verzichten auf die Annehmlichkeiten des Kapitalismus‘, also auf MacBooks, Smartphones und die Krankenkasse.
Mich ärgerte, dass diese Rechtsextremisten das nicht getan haben.
Mit dieser Geschichte will ich euch erklären, wie ich tickte bzw. wie ich ticke. Daran hat sich nämlich nichts geändert. Ich war schon immer gegen Rassismus. Ich bin mit Türken und Russen aufgewachsen, hab mit Muslimen in der Moschee Iftar gemacht und mit Russen in ihrem Schrebergarten Schaschlik gegrillt.
Die Frau, mit der ich mein Leben verbringen werde und die ich über alles Liebe, ist Türkin. Ich liebe multikulti und mir gefällt es, andere Kulturen kennenzulernen. Schon in der Grundschule hat mir ein Klassenkamerad Börek mitgebracht, den ich dankend annahm.
Ich könnte diese Ereignisse seitenweise ausweiten, das ist aber nicht nötig. Ich muss mich nicht rechtfertigen. Ich weiß, wer ich bin. Und ich wurde im Real Life noch nie als Nazi bezeichnet.
Auf Twitter hingegen passiert das fast täglich. Linksaußen nutzt diesen Begriff derart inflationär, dass man fast glauben könnte, in Deutschland lebten 123 Millionen Nazis.
Warum machen sie das?
Teilweise liegt das sicherlich schlicht an fehlender Intelligenz. Ansonsten ist der Grund allerdings komplexer.
Wenn Ideologien scheitern, geben Linke immer anderen die Schuld dafür. Ganz nach dem Motto: „Sie verstehen ja nur nicht, wie gut wir eigentlich sind“. Wer das nach Auffassung dieser nicht versteht, muss zum Feind erklärt werden. In diesem Fall ist es nämlich nicht mehr notwendig, sich auf die Argumente des Gegenübers einlassen zu müssen. Es wird einfach die Person diskreditiert, um sich nicht inhaltlich auseinandersetzen zu müssen, was natürlich gerade dann nützlich ist, wenn es sich um berechtigte Kritik handelt. Das Ganze nennt man Argumentation ad hominem – und das ist eine Methode, die vor allem in totalitären Systemen angewendet wird. Noch effektiver ist diese, wenn Personen in eine Gruppe eingeteilt werden, die dann im Gesamten zum Feindbild erklärt wird. Jeder, der eine bestimmte Einstellung hat, und sei diese nur eine Meinung zu einem Thema, wird dieser Gruppe zugeordnet. Während Corona konnten wir das besonders gut sehen. Jeder, der auch nur einmal die Maßnahmen kritisierte, war gleich mitschuldig, dass ein einziger Mensch einen anderen wegen der Maskenpflicht erschossen hat. Jeder Maßnahmenkritiker war Querdenker und jeder Querdenker war ein Mörder und ein Terrorist.
Nach Auffassung der radikalen Linken ist es nicht etwa so, dass Mörder mit Mördern gleichgesetzt werden, sondern ein Mörder wird mit Maßnahmenkritikern gleichgesetzt, weil der Mörder eben auch gegen Masken ist.
Die linke Ideologie bricht zusammen
Derzeit sind Linke an einem Punkt, an dem sie einfach nicht weiterkommen. Übertriebene Klimaschutzmaßnahmen werden mehrheitlich abgelehnt, kaum jemand möchte Menschen mit Penis als Frau bezeichnen, vor Corona hat längst keiner mehr Angst und auf das Gendern hat eine überdeutliche Mehrheit auch nicht wirklich Lust.
Insgesamt haben sich Teile des Westens in den letzten Jahren geändert. Die sogenannte Wokeness ist allgegenwärtig. Kaum ein Mensch weiß noch, was er sagen kann, ohne die Gefühle von irgendeinem zu verletzen. Seit neuestem blendet der ÖRR Warnhinweise vor Sendungen ein, in denen Passagen vorkommen, die angeblich als diskriminierend gelten. Irgendwie ist alles rassistisch geworden. Und fast jeder ist ein Nazi.
Diese Veränderung hat Folgen – und zwar für beide Seiten, für die kleine Minderheit, die das vorantreibt, und für alle anderen, die von dieser neuen Spießigkeit einfach nur genervt sind.
Mittlerweile durchschauen sehr viele, dass die Woke-Culture nicht gut für die Gesellschaft ist - und wählen deshalb linke Parteien ab. Diese Kultur ist eine totalitäre Ideologie, die zu bestimmten Themen nur eine einzige Meinung erlaubt. Alle anderen sind Nazi.
Wer über Wortverunstaltungen wie „Bürger*innenmeister*innen“ lacht, ist Nazi. Wer mit Gas heizen möchte, ist Nazi. Wer sagt, dass Menschen ihr biologisches Geschlecht nicht ändern können, ist Nazi. Wer gegen die Ausgrenzung und die Beleidigung von Ungeimpften ist, ist Nazi. Wer nicht glaubt, dass sich die Erde bald in einen Feuerball verwandelt, ist Nazi. Wer gegen eine Masseneinwanderung ist, ist Nazi. Interessant ist doch, dass man bei den meisten dieser Punkte noch vor einigen Jahren keinesfalls als rechtsradikal galt, sondern als ein ganz normaler Mensch. Allein das beweist, dass aus den Menschen in den letzten Jahren nicht plötzlich Nazis geworden sind, sondern dass normale Bürger nur auf einmal so bezeichnet werden.
Jeder ist Nazi, der nicht stramm links ist. Die Grenze zu rechts und zum Rechtsextremismus wurde derart weit nach links gezogen, dass jeder normale Mensch ein Nazi sein muss. Denn anders, als es Linke gerne darstellen, sind sie natürlich weder eine Mehrheit noch die Mitte der Gesellschaft.
Linksradikale nutzen dieses Framing also vor allem aus Verzweiflung. Verzweifelt sind sie deshalb, weil ihre Ideologie nicht aufrecht zu erhalten ist. In diesem Fall ist es natürlich bequem, und es bedarf keiner hohen Intelligenz, Kritiker einfach als das Feindbild der vermeintlich Guten - und des vermeintlich Guten - zu framen.
Das Framing schadet der Gesellschaft
Linke leben in dem Irrglauben, dass die Menschen sich ändern, weil sie nicht von ihnen abgelehnt werden wollen. Damit überschätzen sie ihren Einfluss allerdings deutlich.
Wenn man Menschen, die zum Beispiel angeben, die AfD wählen zu wollen, als Nazi bezeichnet, reagieren diese nicht so, wie es Linke glauben. Sie wollen ja gerade die AfD wählen, weil sie die Schnauze voll vom woken Spießertum und der unsinnigen Ideologie haben - und das Nazi-Framing ist ein Teil davon. Beschimpft man diese Wähler dann derart, wählen sie entweder erst recht die AfD, weil sie denken, dass sie ja sowieso ein Nazi sind, und sie deshalb auch wählen können, wen sie wollen, oder sie wählen sie aus Trotz, um den Linken zu zeigen, dass sie sich nicht beeinflussen lassen.
Keiner, der die AfD wählen würde, wird darauf verzichten, nur um nicht mehr von Linken als Nazi bezeichnet zu werden, weil es ihnen egal ist, was sie denken. Linke erreichen mit dem Unsinn also genau das Gegenteil.
Und natürlich sind nicht alle Nazis, die in Umfragen angeben, die AfD wählen zu wollen. Wenn das so wäre, dann stellte sich doch die Frage, wieso sie es dann nicht bei der letzten Wahl getan haben. Warum ist die AfD dann aktuell im Aufschwung und hält nicht einfach ihr Ergebnis?
Besonders tragisch bei diesem dummen Verhalten ist, dass wirkliche Rechtsradikale in der Masse untergehen und gar nicht mehr zu erkennen sind: Wenn jeder Nazi ist, ist doch irgendwie keiner Nazi.
Natürlich bin ich kein Nazi. Mittlerweile ist mir ehrlich gesagt auch egal, wenn mich jemand so nennt. Der Begriff ist längst völlig ausgelutscht und das Motiv hat nahezu jeder erkannt. Das Einzige, was ich keinesfalls tun werde, ist, mich so zu verhalten, wie Linke es wollen, nur dass ich nicht mehr als Nazi bezeichnet werde.
Dieses Framing schadet der Gesellschaft, es polarisiert und es spaltet. Am allerschlimmsten ist allerdings, dass diese Spinner die Verbrechen der Nationalsozialisten relativieren. Denn, wer Kritiker von übertrieben Klimaschutzmaßnahmen mit Massenmördern wie Hitler oder Goebbels gleichsetzt, der verhöhnt Millionen von Menschen, die den Nazi-Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Wer Kritiker gruppiert, framed, diskreditiert, und als Ratten, Abschaum und Blinddarm bezeichnet, der nutzt Methoden und die Sprache der Nationalsozialisten. Und wer das tut, ist viel eher ein Nazi als die, die er als Nazi bezeichnet.